Informationen zur Endodontie
Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,
Ihr Zahnarzt bzw. Ihre Zahnärztin hat die Notwendigkeit einer endodontischen Behandlung (Wurzelkanalbehandlung) bei Ihnen festgestellt und Sie über das Krankheitsbild und die erforderlichen Maßnahmen aufgeklärt.
Mehr als 7 Millionen Wurzelkanalbehandlungen werden jedes Jahr in Deutschland durchgeführt. Indem sie sich für diese Behandlung entscheiden, wählen Sie einen Weg, Ihren Zahn als natürlichen Pfeiler eines gesunden Gebisses für die kommenden Jahre zu erhalten.
Falls Sie noch nie eine endodontische Behandlung hatten oder Ihre letzte Behandlung einige Jahre zurückliegt, werden Sie noch eine Reihe von Fragen haben.
Die folgenden Seiten sollen Ihnen helfen, die Fülle an Informationen in aller Ruhe Schritt für Schritt durchzugehen, und erklären Ihnen, wie die heutige Endodontie den Zahn erfolgreich erhalten kann.
Denn – egal wie leistungsstark Zahnersatz heutzutage sein kann – nichts ersetzt einen natürlichen Zahn!
Wissenswertes zur Endodontie
Aus dem Griechischen kommend, bedeutet das Wort „Endo“ – „das Innere“ und „odont“ – „Zahn“. Die endodontische Behandlung ist somit die Behandlung des Zahninneren.
Um die endodontische Behandlung zu verstehen, ist es hilfreich, einiges über den Aufbau des Zahnes zu wissen (siehe Abbildung).
Im Zahninneren befindet sich unter dem weißen, sehr harten Zahnschmelz und einer etwas weniger harten Schicht, dem Dentin, ein weiches Gewebe, die Pulpa. Die Pulpa enthält Blutgefäße, Nerven und Bindegewebe und bildet während der Entwicklung des Zahnes die umliegenden harten Schichten (Schmelz und Dentin).
Die Pulpa reicht von der Zahnkrone bis zum Wurzelende. Sie ist wichtig für das Zahnwachstum und die Entwicklung des Zahnes. Der voll ausgebildete Zahn kann jedoch ohne Pulpa im Mund verbleiben, weil er weiterhin von dem umgebenden Knochengewebe erhalten wird.
Eine Wurzelkanalbehandlung ist nötig, wenn die Pulpa entzündet oder abgestorben ist (siehe Abbildung). Eine Entzündung kann eine Vielzahl von Gründen haben:
- Karies
- thermische oder chemische Reize
- einen Riss oder
- eine Unfallverletzung (Trauma)
Wenn die Entzündung der Pulpa nicht behandelt wird, kann das sowohl zu Schmerzen als auch zu einer Schädigung des Knochens führen.
Alle Zahnärzte haben während ihrer Ausbildung die Grundprinzipien der Wurzelkanalbehandlung gelernt und können diese somit durchführen. Ein Instrumentarium ist hierfür in jeder Praxis vorhanden.
Bei vielen Zähnen ist die Durchführung einer erfolgreichen Behandlung oder Revision (Wiederbehandlung eines bereits gefüllten, neu infizierten Kanalsystems) jedoch sehr schwierig. Um eine dauerhaft erfolgreiche Wurzelkanalbehandlung durchzuführen benötigt man in diesem Fall zusätzliches Instrumentarium, Vergrößerungshilfen wie ein Dentalmikroskop (bis 21fach vergrößert), Wissen und Erfahrung.
Aus diesem Grunde gibt es in vielen Ländern Fachzahnärzte für Endodontologie. Auch in Deutschland haben sich einige Zahnärzte auf dem Gebiet der Wurzelkanalbehandlung weitergebildet. Einige verfügen sogar über eine zusätzliche Ausbildung mit Abschlussprüfung und Zertifikat (Zahnarzt mit Tätigkeitsschwerpunkt Endodontie).
Komplexere Fälle werden diesen Zahnärzten zur Wurzelbehandlung überwiesen. Nach Abschluss der Behandlung werden die Patienten wieder an Ihren Hauszahnarzt zurücküberwiesen und dort weiterbehandelt. Also eine zahnmedizinische Zusammenarbeit zum Wohle des Patienten.
Der Zahnarzt / die Zahnärztin entfernt zunächst die entzündete oder abgestorbene Pulpa. Dann werden sorgfältig die Hohlräume im Zahninneren bis zur Wurzelspitze gesäubert. Anschließend formt der Behandler die Hohlräume aus, um sie zu füllen und zu versiegeln. Die Füllung des Wurzelkanalsystems kann in einem separaten Behandlungstermin erfolgen.
Die endodontische Behandlung bringt eine wesentliche Erleichterung der Schmerzen mit sich, die durch eine infektiöse oder entzündete Pulpa verursacht wurden. Die meisten mit moderner Technik und Anästhesie behandelten Patienten berichten, dass sie während der Behandlung kaum etwas gespürt haben. In den ersten Tagen nach der Behandlung kann Ihr Zahn allerdings empfindlich reagieren.
Auch nach Abschluss der Behandlung kann der Zahn sich noch ein wenig anders anfühlen als Ihre übrigen Zähne. Dieses Gefühl verschwindet jedoch im Allgemeinen nach ein paar Tagen.
Die Wurzelkanalbehandlung wird in der Regel in ein oder zwei Behandlungssitzungen durchgeführt und umfasst folgende Schritte:
Der Zahnarzt / die Zahnärztin untersucht den Zahn und gibt Ihnen, wenn nötig, eine örtliche Betäubung. Im Anschluss wird über die zu behandelnde Stelle ein kleines elastisches Tuch angebracht (Kofferdam), um den Zahn während der Behandlung frei von Speichel und Bakterien zu halten.
Der Zahnarzt / die Zahnärztin öffnet nun die Zahnkrone. Danach benutzt der Behandler feinste Instrumente, um die Pulpakammer und das Wurzelkanalsystem zu säubern und den zu füllenden Bereich auszuformen (Abbildung links).
Nachdem der entstandene Hohlraum und das infizierte Dentin gereinigt und desinfiziert wurden (Abbildung Mitte), füllt der Zahnarzt / die Zahnärztin die Wurzelkanäle mit einem plastischen Material zusammen mit einem haftenden Versiegelungsmaterial. Abschließend wird der Zugang zum Wurzelkanalsystem mit einer dichten Füllung verschlossen (Abbildung rechts).
In Abhängigkeit des Zerstörungsgrades muss der Zahn neu aufgebaut werden. Dazu gibt es verschiedene Methoden, angefangen von Kunststoffaufbauten bis hin zu in der Wurzel verankerten Stiften.
Die meisten Zähne können behandelt werden. Gelegentlich kann ein Zahn nicht erhalten werden, weil die Wurzelkanäle nicht zugänglich sind, die Zahnwurzel gebrochen ist, der Zahn in zu wenig Knochen eingebettet oder für einen Aufbau nicht geeignet ist.
Trotzdem machen es die Fortschritte in den Behandlungstechniken möglich, heutzutage Zähne zu erhalten, die noch vor wenigen Jahren hätten entfernt werden müssen. Und wenn die Wurzelkanalbehandlung keine Anwendung findet, gibt es immer noch die Möglichkeit, mit endodontischer Chirurgie auch solche Problemzähne zu retten.
Link: Wie viel wird die Behandlung kosten?
Die Kosten für eine Wurzelkanalbehandlung variieren je nach Aufwand. In der Regel sind die Kosten für eine Wurzelkanalbehandlung und einen Zahnaufbau geringer als bei alternativen Therapien. Denn kommt es zum Verlust des Zahnes, muss die entstandene Lücke meist aufwändig rekonstruiert werden.
Wurzelkanalbehandelte Zähne sind frakturanfälliger. Bei Zähnen, die sehr starken Belastungen ausgesetzt sind oder die eine geringe Restzahnsubstanz aufweisen, wird häufig eine Folgetherapie mittels Teilkrone oder Krone empfohlen (siehe Abbildung).
Die Erfolgsquoten liegen bei bis zu 95 Prozent, in Abhängigkeit des Ausgangsbefundes. Kommt es nicht zu einer vollständigen Heilung, kann unter Umständen eine weiterführende Behandlung notwendig werden (Revision, Endochirurgie).
Bitte lesen Sie hierzu die themenspezifischen Informationen.
Ist die Pulpa eines Zahnes geschädigt, besteht die einzige Alternative zur>Wurzelkanalbehandlung in der Entfernung des Zahnes. Um die Kaufunktion wiederherzustellen und eine allmähliche Fehlstellung der Nachbarzähne zu verhindern, muss der entfernte Zahn durch ein Implantat oder eine Brücke ersetzt werden.
Egal wie leistungsstark moderner Zahnersatz sein kann, nichts ersetzt einen natürlichen Zahn.
Mit der Wurzelkanalbehandlung will man Bakterien im Kanalsystem beseitigen und mit einer dichten Wurzelkanalfüllung deren Wiederbesiedelung verhindern. Sollten jedoch bei der Erstbehandlung Bakterien im Kanalsystem verblieben sein, können sich diese wieder vermehren, wenn:
- …Wurzelkanäle übersehen wurden.
- …Wurzelkanäle nicht auf Länge oder Breite bearbeitet wurden.
- …aufgrund einer komplexen Wurzelkanalanatomie die reinigende Wirkung der Erstbehandlung zu gering war.
Die bakterielle Neubesiedelung eines bereits gefüllten Kanalsystems kann auch dadurch entstehen, dass die Wurzelkanalfüllung Speichel mit Bakterien ausgesetzt ist. Dies kann oft Folge einer Karies oder einer zu späten definitiven Versorgung mit einer Füllung oder Krone sein. Es gibt zwei Formen der Entzündung bei bereits wurzelkanalgefüllten, aber bakteriell neu besiedelten Kanalsystemen:
- Akute Entzündung: Durch die Bakterien entzündet sich das Zahnfach in dem der Zahn eingebettet ist. Starke Schmerzen, Eiterbildung oder sogar Schwellungen können die Folge sein.
- Chronische Entzündung: Bei dieser Entzündung des Zahnfaches hat der Patient oft keinerlei Beschwerden. Die Folgen der Infektion werden meist zufällig auf Röntgenbildern entdeckt. Der Zahnarzt sieht dann, dass sich der Knochen um die Zahnwurzel aufgelöst hat. Dieser Abbau ist fortschreitend und kann in eine akute Entzündung übergehen
Durch eine nochmalige Behandlung können die Bakterien beseitigt werden; es kommt in den meisten Fällen zu einem Ausheilen der Infektion. Der eigene Zahn kann erhalten werden.
Kronen, alte Füllungen oder Karies werden zunächst entfernt und es erfolgt ein Zugang zu den Wurzelkanälen durch die Zahnkrone. Die bestehende, infizierte Füllung wird aus den Wurzelkanälen entfernt. Ist der Zahn mit einem Wurzelstift versorgt, muss dieser ebenfalls entfernt werden. Die Entfernung kann je nach Art der bei der Erstbehandlung verwendeten Materialien unterschiedlich schwierig und sehr zeitaufwändig sein.
Dafür sind Vergrößerungshilfen wie ein Dentalmikroskop eine Voraussetzung, um auch kleinste Details deutlich zu erkennen und substanzschonend behandeln zu können.
War das Wurzelkanalsystem nicht vollständig gefüllt, müssen die noch unbehandelten Anteile oder Wurzelkanäle erschlossen werden. Nun kann, wie bei einer primären Behandlung, eine gründliche Reinigung der Kanäle erfolgen. Danach wird das Wurzelkanalsystem vollständig gefüllt und der Zugang durch die Zahnkrone verschlossen.
Jeder medizinischen Therapie hat Ihre Grenzen. Es kann in sehr komplexen Fällen unmöglich sein, das Kanalsystem vollständig zu reinigen. Hier muss nach der Revisionsbehandlung noch eine kleine chirurgischer Eingriff vorgenommen werden um den Zahn zu erhalten.
Durch den Einsatz moderner Behandlungstechniken unter einem Dentalmikroskop können die Erfolgschancen gesteigert werden.
Sollte nach einer Wurzelbehandlung bei Ihnen die Entzündung um die Wurzelspitze im Knochen nicht vollständig ausheilen oder fortdauern, kann nur noch ein chirurgischer Eingriff Ihren Zahn erhalten. Die mikrochirurgische Wurzelspitzenresektion mit dem Operationsmikroskop ist in diesem Fall die qualitativ hochwertigste und erfolgreichste Behandlungsmethode.
Sollte die bestehende Wurzelfüllung nicht in unserer Praxis durchgeführt worden sein, entfernen und erneuern wir Ihre alte Wurzelfüllung zunächst immer (Revision).
Unter dem OP-Mikroskop erkennen wir dabei oft, dass bei der Erstbehandlung zusätzliche Wurzelkanäle oder Seitenkanäle nicht behandelt wurden und Gewebereste mit Bakterien verblieben sind. Oft sind diese Kanäle so klein, dass sie mit herkömmlichen Behandlungsmethoden nicht zu erkennen sind. Meist heilt die Entzündung der Wurzelspitze nach der Revisionsbehandlung vollständig aus und die mikrochirurgische Wurzelspitzenresektion ist nicht nötig.
Die mikrochirurgische Behandlung der Wurzelspitze erfolgt erst, wenn nach ca. sechs bis zwölf Monaten keine wesentliche Ausheilung der Entzündung im Röntgenbild zu erkennen ist oder Sie nach der Revision weiterhin starke Schmerzen haben.
Um eine mikrochirurgische Behandlung an den Zahnwurzeln durchführen zu können, benötigt man neben einer speziellen Ausbildung auch unsere besondere apparative Ausstattung (OP-Mikroskop, Ultraschall-Aufbereitungsinstrumente, Mikro-Füllungsinstrumente, Spezialzemente wie z.B. MTA). Mit dieser modernen Behandlungsweise kann ein minimalinvasiver Eingriff erfolgen, der Ihren Zahn schonender und schmerzarmer als die bisherigen Wurzelspitzenresektionen erhalten kann.
Die Vorteile der mikrochirurgischen Behandlung unter dem OP-Mikroskop gegenüber der konventionellen chirurgischen Wurzelspitzenresektion sind…
- …eine bis zu 21-fache Vergrößerung, die ein gezieltes schonendes Arbeiten ermöglicht.
- …ein deutlich geringeres Operationstrauma, da weniger Knochen um die Wurzelspitze entfernt werden muss. Eine nur vier Millimeter große Öffnung verheilt schnell und bereitet weniger Schmerzen.
- …viel weniger Zahnsubstanzverlust, da keine Abschrägung der Wurzelspitze nötig ist. Die Wurzel bleibt somit stabiler im Knochen verankert.
- …die Präparation der Wurzelkanäle von unten, genau in der Längsachse der Wurzel.
Dank all dieser Vorteile der mikorchirurgischen Wurzelspitzenresektion ist es uns möglich, Sie in dem meisten Fällen vor dem Verlust Ihres Zahnes zu bewähren.
Entzündeter Bereich um die Wurzelspitze mit Hauptkanal und Seitenkanälchen in denen Bakterien enthalten sind.
Gekappte (resezierte) Wurzel- spitze und Aufbereitung der letzten drei Millimeter mit einer feinen, diamantierten Ultraschallspitze.
Legen der Füllung mit einem Spezialzement (MTA).
Fertige, dichte, retrograde Wurzelfüllung mit ausgeheiltem, regenerieren Knochen
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